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Der erste Schultag 1952

Der erster Schultag 1952

Ein riesiger Hof, eine uralte Eiche mit einer Bank darunter und ein merkwürdiger Steinbrunnen befremden Lore sehr. Alles so neu, alles so anders. Und so viele Kinder! Sie kennt niemanden und ist sehr allein. Da hilft Papas starke Hand. Zittert die ein bißchen, oder irrt sie sich?
Jetzt entdeckt sie, was es mit dem Steinbrunnen auf sich hat.
Kinder drücken auf Knöpfe, halten den Kopf darüber und trinken den Wassestrahl, der hochschießt.
So ein Wunder hatte sie noch nie gesehen und so hygienisch, Mutti würde sich freuen, wenn sie ihr das erzählt.

Erschrocken hört Lore ein lautes, nerviges Schrillen, alle strömen zusammen. Jetzt muß sie Papas Hand loslassen. Entsetzen, Tränenschluckrunterversuch, ein Tröpfchen in die neue Wollene, von Uroma zu diesem Anlaß selbst gestrickt.
Sie will nicht, sie fürchtet sich. Die Kinder stellen sich in Zweierreihen auf.
Oh Gott, wer wird neben ihr stehen ?
Papa wird immer kleiner, als sie durch die weitgeöffnete, dunkle Tür gehen.
Noch einen letzten Blick zurück, Papa winkt aufmunternd und wischt sich über die Backe.
Dann verschwimmt alles in einem gnädigen Nebel aus dem Lore erst wieder auftaucht, als die Zuckertüte geöffnet werden darf.